Kita im Bruch
Geteilte Räume sind doppelte Räume
Rückblick auf ein Jahr Kindergarten St. Marien im Bruch
„So eine Veränderung hat es bisher in der fast 50jährigen Geschichte des Kindergartens noch nicht gegeben – aus 50 Kindern wurden 85, aus 10 pädagogischen Mitarbeitern wurden 16“, meint Ilse Wahlers, die als Leiterin den gesamten Prozess zur neuen Einrichtung im Bruch intensiv begleitet hat.
Während sich im Sommer 2016 Kinder, Eltern und Erzieherinnen im wohlverdienten Urlaub vom Arbeitsalltag erholten, ging es bei den Renovierungsarbeiten in den neuen Räumen in den arbeitsintensiven Endspurt – denn pünktlich zu Beginn des neuen Kindergartenjahres sollte dort Platz für die Betreuung von 35 Kindern geschaffen sein: 25 davon in der Kindergartengruppe „Schmetterlinge“ und 10 in der Krippengruppe „Raupen“.
Durch Verzögerungen beim Bau wurde der Start in den neuen Räumen gleich zu Beginn zu einer echten Herausforderung, denn die Eingewöhnung musste in sehr kurzer Zeit stattfinden. Doch das waren nicht die einzigen Steine, die in den Weg gelegt wurden, und es tauchten weitere Schwierigkeiten auf, die es zu meistern galt. Denn nicht nur das Team der Erzieherinnen kannte sich nicht, sondern auch die Zusammensetzung der Gruppen der größtenteils drei- bis vierjährigen Kinder war komplett neu, und zudem handelte es sich bei fast allen noch um Wickelkinder, was die Situation zusätzlich erschwerte. Ein Start von Null auf Hundert also – und im Nachhinein scheint es trotz der guten Vorarbeit, monatelanger Planungen, dem Hin- und Herwälzen von Budgets und dem glücklicherweise guten Verhältnis zum Vermieter wie ein Wunder, dass alles so gut gelaufen ist.
Die Eingewöhnung mit je fünf Kindern, die parallel zu den letzten Baumaßnahmen lief, klappte einwandfrei, und die Kinder fanden es sogar spannend, zu sehen, wie sich das Haus weiterentwickelte. Es wuchs erstaunlich schnell eine homogene, harmonische und geschlossene Gruppe zusammen, aus deren Einheit keines der Kinder ausgeschlossen wurde, und sie fassten auch schnell Vertrauen zu den Erzieherinnen.
Diese sahen aber auch einige Vorteile in der komplett neuen Situation: So durften sie selber entscheiden, welche Materialien und Spielzeug angeschafft werden sollten und konnten eigene Gedanken einbringen, um das Bestmögliche für alle Beteiligten herauszuholen.
„Pädagogen aus anderen Einrichtungen und von anderen Trägern bringen natürlich auch neue Ideen, Erfahrungen und Know-how mit, davon können alle profitieren“, so Kristin Ahlers, stellvertretende Leiterin des Evang. Kindergartens St. Marien.
In der ersten Zeit musste also viel improvisiert werden. Jeder krankheitsbedingte Ausfall bedeutete eine enorme Koordination und Organisation – doch zum Glück standen da auch die langjährigen Mitarbeiterinnen des Kindergartens St. Marien in der Klosterstraße mit Rat und Tat zur Seite und halfen aus, wo es möglich war. So wurden das über viele Jahrzehnte erprobte Wissen und die Praxiserfahrung der Erzieherinnen in der Klosterstraße an das Nebengebäude weitergegeben, und nach und nach wuchsen beide Stellen immer weiter zusammen. Auch in der Kirchengemeinde und beim Träger wurden die neuen Kräfte gut aufgenommen.
Der Garten des Gebäudes in der Klosterstraße grenzt hinten an die Straße am Bruch. Hier wurde ein Tor eingebaut, das nicht nur symbolisch eine Verbindung darstellte, sondern für die Kinder auch ein Highlight bildete, weil sie sich nun besuchen und beschnuppern konnten und auch beide Gärten gegenseitig nutzen durften. Erste kleine Freundschaften zwischen den Sternschnuppen, Sternen, Sonnen, Raupen und Schmetterlingen bildeten sich, und auch Geschwisterkinder aus beiden Gebäuden fanden das natürlich toll. „Schade, dass wir keinen Tunnel buddeln können“, meinte ein Junge, als er zum ersten Mal das Haus im Bruch besuchte.
Neugierde, Interesse und Offenheit auf beiden Seiten begünstigten das Zusammenwachsen aller Gruppen. Und auch die Integration der Kinder mit Migrationshintergrund klappte hervorragend. Hier war es hilfreich, dass sie alle aus Familien stammen, die hier gerne ankommen möchten und starkes Interesse an der Entwicklung ihrer Kinder und dem Alltag im Kindergarten haben.
Eine Erzieherin aus der Klosterstraße wechselte inzwischen durchgehend in die neuen Räume und verstärkte so den Austausch, und selbst die Organisation des Mittagessens hat sich inzwischen eingespielt: Auch die Kinder im Bruch können nun das leckere und stets frisch gekochte Essen der erfahrenen Köchin Brigitte Pfarr genießen, das in der Klosterstraße zubereitet wird. Zusätzlich wurde eine weitere Küchenkraft eingestellt, die für den Transport des Essens zum Bruch sorgt und das Mittagessen dort begleitet – zum Glück sind die Wege ja wirklich kurz. Für Frau Pfarr ist es allerdings jeden Tag eine neue Herausforderung, denn sie leistet Enormes in einer Küche, die für diese Mengen ursprünglich ja nicht ausgelegt war. Hier besteht also langfristig gesehen noch Verbesserungsbedarf.
Und auch an einigen anderen Stellen wird sicher in der Zukunft noch gedreht und geschraubt werden, bis alles nahtlos passt. Doch Fazit ist, dass nun das erste Kindergartenjahr, in dem für alle alles neu war und sich erst bewähren und einspielen musste, so gut gelaufen ist, dass alle beruhigt in den diesjährigen Sommerurlaub fahren können.
Und im neuen Kindergartenjahr wird man sich dann im September gerne und entspannt an die gelungene Einweihungsfeier mit dem „Tag der offenen Tür“ vor einem Jahr erinnern. Und der Organisation von gemeinsamen Aktivitäten wie Sommer- und Laternenfest, Fototerminen oder Adventssingen werden alle weitaus gelassener entgegenblicken, als es noch vor einem Jahr der Fall war.
Hut ab vor dem, was alle Beteiligten in diesem einen Jahr geleistet haben!
Wir als Elternvertreterinnen der beiden Einrichtungen wünschen uns, dass die Räumlichkeiten weiterhin gefühlt immer enger zusammenrücken, Verbindungen geschaffen werden und alles noch mehr zu einem großen Ganzen zusammenwächst.
Constanze Steindamm und Gritt Köppke